Heimerer Erzieher 1
  L 1
 

Lernfeld 1: Berufliche Identität und professionelle Perspektiven entwickeln

 

Erläuterung:

Professionelles und verantwortungsvolles Handeln von Erzieherinnen und Erziehern erfordert die Auseinandersetzung mit der eigenen Biografie. Dabei werden persönliche Entwicklung und individuelle Erziehungserfahrungen reflektiert. Die Auseinandersetzung mit verschiedenen Vorstellungen vom Bild des Menschen, mit den Geschlechterrollen und den Wert- und Normvorstellungen der Gesellschaft ermöglicht die Entwicklung des Berufsethos. Die Veränderung der Bedingungen für die Sozialisation von Kindern und Jugendlichen wird maßgeblich durch den gesellschaftlichen Wandel bestimmt. Erzieherinnen und Erzieher müssen sich ihrer Stellung in der Gesellschaft mit dem gewählten Beruf bewusst sein und ihre eigenen diesbezüglichen Erwartungen überprüfen. Sozialpädagogisches Handeln erfordert die Bereitschaft sowie die Fähigkeit, sich den beruflichen Anforderungen zu stellen, dabei aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse und Modellprojekte einzubeziehen und Verantwortung bewusst zu übernehmen. Dazu gehört auch, eigenes berufliches Handeln gegenüber anderen Professionen abzugrenzen und zugleich mit allen Beteiligten zu kooperieren. Das Lernfeld orientiert darauf, persönliche Motivationen zur Berufsausübung zu klären, weiterzuentwickeln und professionelle Perspektiven zu entwerfen. Dazu gehört auch, sich der wachsenden Anforderungen bewusst zu sein und persönlich kritische Situationen konstruktiv zu bewältigen.

 

Lernfeld 1 Berufliche Identität und professionelle Perspektiven entwickeln

 

Zeitrichtwert: 120 Ustd.

 

Zielformulierung:

Die Fachschülerinnen und Fachschüler reflektieren kritisch ihre bisherige berufliche Entwicklung sowie persönliche Berufswahlmotive, orientieren sich am Ausbildungsziel und leiten daraus individuelle Ziele ab. Die Fachschülerinnen und Fachschüler setzen sich mit der Entwicklung des Erzieherberufes auseinander. Sie erleben, erkennen und erfassen die Komplexität des beruflichen Handelns von Erzieherinnen und Erziehern, die Vielfalt sozialpädagogischer Tätigkeitsfelder und deren spezifischen Konzepte und Arbeitsbedingungen. In ihrem Handeln orientieren sie sich zudem an den institutionellen und rechtlichen Rahmenbedingungen und setzen vorgegebene Richtlinien um, in Sachsen der Sächsische Bildungsplan. Die Fachschülerinnen und Fachschüler reflektieren ihre persönlichen und fachlichen Voraussetzungen auf der Grundlage eines humanistischen Menschenbildes und demokratischer Grundwerte und entwickeln nachdrücklich ihre berufliche Identität. Sie entwickeln eigene handlungsleitende Orientierungen als Fundament eines professionellen Berufsverständnisses. Die Fachschülerinnen und Fachschüler begreifen die Auswirkungen rasanten gesellschaftlichen Wandels auf personenbezogene Dienstleistungsberufe, erkennen daraus resultierende berufs- und tätigkeitsfeldtypische Anforderungen und Belastungen, entwickeln und nutzen situationsangemessene Bewältigungsstrategien. Die Fachschülerinnen und Fachschüler entwerfen für sich eine konkrete berufliche Perspektive und bereiten vor dem Hintergrund geforderter Flexibilität ihren Berufseinstieg vor. Sie begreifen die Notwendigkeit der Entwicklung und ständigen Vervollkommnung ihrer personalen und beruflichen Kompetenzen und zeigen Eigeninitiative und Selbstverantwortung in allen Bereichen ihrer Ausbildung.

 

Inhalte:

Berufsrolle im gesellschaftlichen Kontext:

- humanistisches Menschenbild und ethische Grundwerte als Leitlinie des Handelns

- Zusammenhänge zwischen gesellschaftlichem Kontext und sich wandelnder Berufsrolle

- Qualifikationsanforderungen, eigene Vorstellungen und Fähigkeiten

- Biografiearbeit zu Fragestellungen des eigenen Seins

- Möglichkeiten von Fort- und Weiterbildung

 

Arbeitsfelder und Institutionen der Sozialpädagogik

- Aufgaben und Struktur der Wohlfahrtspflege (öffentliche, freie und private Träger, Subsidiarität)

- Tätigkeitsfelder von Erzieherinnen und Erziehern

- angrenzende Tätigkeitsfelder (Arbeit mit Menschen mit Behinderung/en und weitere)

 

Rechtliche Rahmenbedingungen der Tätigkeit von Erzieherinnen und Erziehern

- Grundrechte im GG

- Sozialrecht - SGB VIII (Ziele, Aufgaben und Leistungen der Jugendhilfe, Struktur des Jugendamtes)

- Datenschutz, Schweige- und Informationspflicht

- Ländergesetzgebung (SächsKitaG und weitere)

- elterliche Sorge (Inhalte und Inhaber)

- Fürsorge- und Aufsichtspflicht (Rechtsquellen, Arten, Bestimmungsfaktoren, Schutzauftrag nach SGB VIII, zivilrechtliche, arbeitsrechtliche und strafrechtliche Folgen bei Aufsichtspflichtverletzungen)

 

Selbstwahrnehmung/FremdwahrnehmungSpezifik und pädagogische Konzepte der Tätigkeitsfelder von Erzieherinnen und Erziehern

- Geschichte des Berufes

- weltanschauliche und religiöse Wurzeln der Reformpädagogik

- historische Entwicklung, Spezifik und rechtliche Rahmenbedingungen der Tätigkeitsfelder

- Entstehung, Vielfalt und Bedeutung pädagogischer Konzepte

 

Selbstwahrnehmung/Fremdwahrnehmung

- Reflexion eigener Entwicklung und Kompetenzen (Selbst-, Sozial-, Sach-, und Methodenkompetenz)

- Erziehungsprozess und die Rolle von Erzieherinnen und Erziehern

 

Arbeitsorganisation und Selbstmanagement im Beruf

- Reflexion eigener Arbeitsmotivation

- Zeitmanagement und Organisation

- Gesundheitsprävention und Stressbewältigung

- Bewältigungsstrategien

- Beratung und Supervision

 

Didaktisch-methodische Hinweise:

Die Auseinandersetzung mit der Berufsrolle der Erzieherin und des Erziehers kann unterstützt werden durch eine kontinuierliche biografische Arbeit. Diese soll es den Fachschülerinnen und Fachschülern ermöglichen, während der Ausbildung regelmäßig eine Standortbestimmung der eigenen beruflich-personalen Entwicklung vorzunehmen. Übungen zur Selbst- und Fremdwahrnehmung fördern die Reflexion sowohl der persönlichen Motivation wie auch der individuellen Ressourcen der Fachschülerinnen und Fachschüler. Die Geschichte des Erzieherberufes kann durch die Nutzung museumspädagogischer Angebote sowie durch die Erkundung der Geschichte ausgewählter sozialpädagogischer Einrichtungen und auch durch die Analyse von Biografien bedeutender Pädagoginnen und Pädagogen erschlossen werden. Der Unterricht soll einen ersten generellen Überblick über rechtliche Rahmenbedingungen der Institutionen geben. Eine Vertiefung der Inhalte erfolgt u. a. in den Lernfeldern drei, sechs, sieben und neun. Detaillierte Aussagen müssen in Lernfeld eins zur Spezifik und zu den rechtlichen Grundlagen der einzelnen Tätigkeitsfelder von Erzieherinnen und Erziehern erfolgen. Möglichst vor dem Orientierungspraktikum sollen fundierte Inhalte zum Thema Fürsorge- und Aufsichtspflicht sowie zur Schweige- und Informationspflicht erarbeitet werden. Gruppenarbeit, Plenumgespräche und Befragungen (insbesondere von Experten aus der Praxis) zum Berufsbild der Erzieherin und des Erziehers, Vergleiche zwischen den unterschiedlichen beruflichen Anforderungen, Reflexion über berufliche Ansprüche, Analysieren von Rahmenbedingungen für sozial- und sonderpädagogische Einrichtungen und Auswertung der Konzepte von Trägern können helfen, die Komplexität des beruflichen Handelns sowie die Auswirkungen des gesellschaftlichen Wandels auf personenbezogene Dienstleistungen zu erfassen. Hierzu ist die Öffnung des Unterrichts nach außen sowie der Besuch unterschiedlicher Praxiseinrichtungen erforderlich. Die Arbeitsergebnisse sollen regelmäßig durch unterschiedliche Dokumentationsmethoden präsentiert und ausgewertet werden. Effektive Strategien und Methoden des persönlichen Zeitmanagements sowie eigener Stress- und Konfliktbewältigung sollen mit den Fachschülerinnen und Fachschülern gemeinsam entwickelt, ausprobiert und kontinuierlich vervollkommnet werden. Dazu können vielfältige Übungen - auch in Form von Projekten - gestaltet werden. Eine enge Verknüpfung dieses Lernfeldes und des berufspraktischen Unterrichts soll gewährleistet werden.

 
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