Heimerer Erzieher 1
  L 4
 

Lernfeld 4: Bildungs- und Entwicklungsprozesse anregen und unterstützen

 

Erläuterung:

Die Fähigkeit, Bildungs- und Entwicklungsprozesse von Kindern und Jugendlichen anzuregen und zu unterstützen, erfordert eine intensive Auseinandersetzung mit dem Verständnis von Bildung und Entwicklung als selbst konstruierte, individuelle und lebenslange Prozesse. Dabei wird das Kind als Konstrukteur seiner Entwicklung und die Erzieherin und der Erzieher als Co-Konstrukteur gesehen. Anliegen des Lernfeldes ist die Weiterentwicklung und Vertiefung von Beobachtungs- und Beurteilungskompetenzen und von Kompetenzen zur Planung, Initiierung, Begleitung und Evaluation von Bildungs- und Entwicklungsprozessen. Dabei wird von der Bedeutung frühkindlicher Bildungsprozesse ausgegangen und die besondere Verantwortung der Erzieherin und des Erziehers für deren Gestaltung hervorgehoben. Grundlage des pädagogischen Handelns stellt die Reflexion eigener biografischer Bildungserfahrungen dar.

 

Lernfeld 4 Bildungs- und Entwicklungsprozesse anregen und unterstützen

 

Zeitrichtwert: 360 Ustd.

 

Zielformulierung:

Die Fachschülerinnen und Fachschüler setzen sich intensiv mit ihrer Sicht auf das Kind und seine Entwicklung auseinander. Sie respektieren die kindliche Persönlichkeit als kompetentes, aktives und kreatives Wesen, das Konstrukteur seiner eigenen Bildungs- und Entwicklungsprozesse von Geburt an ist, und erkennen und initiieren als Co-Konstrukteure vielfältige Bildungsanlässe. Die Fachschülerinnen und Fachschüler wenden die Beobachtung in ihren verschiedenen Formen zielgerichtet an. Sie erkennen, analysieren, beurteilen und dokumentieren die Bedürfnisse, Kompetenzen und Entwicklungsverläufe der Heranwachsenden. Mit Hilfe geeigneter Verfahren schätzen sie diese Entwicklungsstände und -verläufe differenziert ein. Die Fachschülerinnen und Fachschüler planen, gestalten, begleiten, dokumentieren und reflektieren, auch im Dialog mit den Eltern, Bildungs- und Erziehungsprozesse in den verschiedenen Tätigkeitsfeldern. Das Interesse von Eltern an Bildungs- und Entwicklungsprozessen ihrer Kinder nehmen sie wahr und begegnen diesem mit Offenheit und Wertschätzung. Sie begreifen Wohlbefinden als eine Grundbedingung für erfolgreiche Bildungsarbeit und setzen wirksame, altersangemessene Bildungsanreize für individuelle und gruppendynamische Lernmöglichkeiten. Sie erkennen die besondere Bedeutung frühkindlicher Bildungserfahrungen für die weitere Sozialisation. Die Fachschülerinnen und Fachschüler begreifen ihre Verantwortung für eine entwicklungsfördernd gestaltete Umwelt für Mädchen und Jungen und setzen dazu vielfältige Methoden und Medien zielbewusst ein. In Kindertagesstätten und in der Kindertagespflege richten sie ihr sozialpädagogisches Handeln an den Intentionen des Sächsischen Bildungsplanes aus. Die Fachschülerinnen und Fachschüler setzen sich damit auseinander, dass Bildungsprozesse immer auch eine Wertedimension haben. Sie kennen gesellschaftliche Bildungs- und Erziehungsziele, reflektieren deren gesellschaftspolitische und werteorientierende Dimension und werden sich der politischen Verantwortung ihrer sozialpädagogischen Tätigkeit bewusst. Sie gestalten gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen Prozesse so, dass Werte erfahrbar sind. Dabei unterstützen sie die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen zu religiös und moralisch autonom handelnden Persönlichkeiten.

 

Inhalte:

 

Bildung und Erziehung

- Menschenbilder unter religiösen und weltanschaulichen Zugängen - Bilder vom Kind

- Wesen von Bildung und Erziehung, ihre Bedeutung im Kontext der Sozialisation

- Bildungs- und Erziehungsauftrag der Gesellschaft

- Bildungsauftrag der sozialpädagogischen Arbeitsfelder

- Grundzüge des konstruktivistischen Ansatzes

- Spezifik frühkindlicher Bildung und Bindung als deren Voraussetzung

- Sächsischer Bildungsplan

- Unterstützung kindlicher Entwicklung in den Bildungsbereichen

- geschlechtsspezifische Bildungserfahrungen - geschlechtsbewusste Förderung von Bildungsprozessen

 

Lernen und Entwicklung

- neurologische und entwicklungsphysiologische Grundlagen des Lernens

- Wohlbefinden als eine Grundbedingung für erfolgreiches Lernen

- Theorien zur Erklärung der Entstehung und Veränderung menschlichen Erlebens und Verhaltens (Sozialisations- und Entwicklungstheorien)

- Entwicklungsverläufe in den verschiedenen Altersstufen und Persönlichkeitsbereichen

- Verfahren sozialpädagogischer Diagnostik

- Individualisierung von Lernprozessen

 

Beobachtung und Analyse

- Wesen menschlicher Wahrnehmung

- Besonderheiten und mögliche Fehler sozialer Wahrnehmung

- Beobachtungsmethoden, deren Bedeutung und Einsatzmöglichkeiten im sozialpädagogischen Handeln

- Methoden der Analyse und Dokumentation von Entwicklungsständen und Gruppensituationen

 

Planung, Gestaltung, Evaluation und Dokumentation pädagogischer Prozesse

- Möglichkeiten und Bedingungen der Gestaltung einer entwicklungsanregenden Umwelt unter Berücksichtigung aller Bildungsbereiche

- Möglichkeiten der Gestaltung unterschiedlicher Bildungsräume und -orte

- inhaltliche, räumliche und zeitliche Gestaltung von Bildungsprozessen

- didaktisch-methodische Planungskonzepte

- Methoden und Instrumente der Analyse, Gestaltung, Dokumentation, Reflexion und Evaluation in unterschiedlichen sozialpädagogischen Handlungsfeldern und Einrichtungen bezogen auf Bildungsprozesse

 

Didaktisch-methodische Hinweise:

Zur Umsetzung der im Lernfeld angestrebten Ziele ist es notwendig, Beobachtungsübungen in ausgewählten Berufs- und Alltagssituationen auf vielfältige Weise zu nutzen. Videografie als Methode unterstützt die Entwicklung der Beobachtungs- und Analysefähigkeit. Vielfältige Dokumentationsübungen sind zu gewährleisten. Grundlage für die Integration von Beispielen und Praxiserfahrungen der Fachschülerinnen und Fachschüler ist eine enge Kooperation der Lernorte. Für die Auseinandersetzung mit verschiedenen didaktisch-methodischen Planungskonzepten ist die Orientierung an den Konzepten der Praxiseinrichtungen und den Erfahrungen der Fachschülerinnen und Fachschüler erforderlich. Zur Reflexion der Bildungs- und Sozialisationserfahrungen der Fachschülerinnen und Fachschüler bietet sich insbesondere das biografische Arbeiten an. Übungen zu Sinneserfahrungen, Einbeziehen von Literatur und Musik und Arbeit mit Materialien sollen in enger Verzahnung mit dem Lernfeld „Kulturell-kreative Kompetenzen weiterentwickeln und Medien gezielt anwenden“ realisiert werden. Aktuelle Bildungsdiskussionen und entsprechende Forschungsergebnisse sollen in den Unterricht einfließen. In diesem Sinne versteht sich Schule auch als Impulsgeber und Partner in lokalen und regionalen Diskussionen.

 
  Heute waren schon 16 Besucher (21 Hits) hier!  
 
Diese Webseite wurde kostenlos mit Homepage-Baukasten.de erstellt. Willst du auch eine eigene Webseite?
Gratis anmelden